„Leave no one behind“ war das Motto der diesjährigen FOSS4G Konferenz, die vom 27. August 2018 bis zum 02. September 2018 in Dar es Salaam in Tansania und damit erst zum zweiten Mal auf dem afrikanischen Kontinent stattgefunden hat. Getreu dem Motto der Konferenz konnten über das seitens der OSGeo initiierte Travel Grant Programm 130 der gut 1000 Konferenzteilnehmer mit kostenlosen Teilnehmertickets und finanzieller Unterstützung der Anreise die Teilnahme ermöglicht werden. Damit wurde diese afrikanische FOSS4G wirklich zu einer solchen, denn der Schwerpunkt der Teilnehmer kam tatsächlich aus Tansania und den umliegenden Staaten.
Die spürbare Aufbruchstimmung in Richtung Open Source spiegelte sich dann auch im Programm wieder. In vielen Beiträgen wurde aufgezeigt, wie Open Data mit Open Source Software unter den gegebenen Verhältnissen wie unzuverlässige Internetanbindungen oder auch ungenauer Datenlage nutzbar gemacht werden kann. Ebenso wurden viele Fallbeispiele vorgestellt, in denen mit Open Source lokale Geoinformationssysteme zum Beispiel für die Schaffung eines Katasters aufgebaut wurden. „We as politicans need geospatial information for our decisions“ bekannte dann auch der tansanische Minister für Umwelt, January Makamba, in seiner Eröffnungsrede. Mit seinem Beitrag „Approaches to WebGIS in times of unstable or weak internet connections“ widmete sich Till Adams einer Problematik, die kein rein afrikanisches Problem adressiert. So wurden Best Practice Tipps hinsichtlich Performance und Optimierung von webbasierten Geoinformationssystemen zusammengefasst. Ein zweiter Teil stellte moderne Verfahren vor, die sich den Themen im Spektrum des Schlagworts „Offline“ widmen.
Viele der Probleme von afrikanischen Staaten, wie die Degradierung von Wald- und Buschland, unkontrolliertes Städtewachstum oder der Anbau in großen Monokulturen, sind hinreichend bekannt und konnten von unserem Geschäftsführer Till Adams in seiner mehrwöchigen Reise quer durch das südliche Afrika auch hautnah beobachtet werden. Neben reinem Monitoring solcher Veränderungen helfen Geoinformationssysteme solche Informationen aber genau eben für diese Entscheidungsträger aufbereitet zugänglich zu machen. Durch Verwendung von Open Source kann so gleichzeitig lokales Know-how aufgebaut werden, das nicht in dem Moment, wo das Recht der Nutzung an einer Software mit der Lizenz erlischt, verloren geht. Das Wissen und selbst die Anwendungen bleiben vor Ort erhalten und somit nutzbar, auch wenn Projekte zu Ende gehen.
Neben der Ausrichtung auf bekannte Probleme der Entwicklungsländer wurde aber auch ein Fokus auf die sozialen Probleme des Kontinents gerichtet. Dabei ging es vielfach um mangelnde Gesundheitsvorsorge, ungleich verteilte Bildungschancen oder Kinderarbeit und Geschlechtergerechtigkeiten. Die Open Source Geo-Community lebt seit vielen Jahren vor, dass Wissen ein teilbares Gut ist, von dem viel mehr Menschen profitieren können. Voraussetzung ist, dass der Zugang zu Informationen und eben diesem Wissen so einfach wie möglich gestaltet werden kann. Und das sich dies sehr gut auf Afrika projizieren lässt, können wir nach dieser Konferenz nur bestätigen.
Ein weiteres Highlight war die Verleihung des Sol Katz Award. Dieses Jahr ging der Award an Astrid Emde. Der Sol Katz Award for Geospatial Free and Open Source Software wird jährlich von der OSGeo an Personen vergeben, die eine Führungsrolle in der OSGeo-Community übernommen haben. Die Preisträger haben durch ihre Aktivitäten wesentlich dazu beigetragen, Open Source Ideale im geografischen Bereich zu fördern. Der Preis würdigt sowohl die Arbeit der Community-Mitglieder als auch die Würdigung eines der Gründer für die kommenden Jahre.
Am Ende der Konferenz wurde traditionell der Stab an die Ausrichter der kommenden FOSS4G 2019 übergeben. Wir freuen uns, dass die FOSS4G 2019 in Bukarest für uns nun deutlich einfacher zu erreichen sein wird. Seit dem 15. September 2018 können Sie sich hier für die FOSS4G registrieren.